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Channel: Forschung – Garbers Gazette
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Bei Boris an der Bar

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Pünktlich zur beginnenden Fastenzeit lädt uns ausgerechnet die „Bayern Innovativ Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer mbH“ zur IT-Messe CeBIT vom 10. bis 14. März in Hannover an Stand A40 in Halle 9, um angeblich „neueste Erkenntnisse über künstliche Intelligenz“  zu gewinnen. Dort erwartet eine sprechende Barkeeper-Maschine namens Boris vermutlich nicht selten leicht bis schwer beschwipste Aussteller und Besucher. Das ist doch nicht etwa schon wieder dieser Becker?

410408_web_R_by_Günter Havlena_pixelio.deProst Mahlzeit also womöglich mit einem vollmundigem Maß! Schließlich lallt und schallt schon jetzt zum „traditionellen Bayerntag“ am 12. März der einladende Slogan wie ein ganz schlimmer Schlawiner: „innovativ, gemütlich, weiß-blau“. Ziemlich zünftig! Aber Obacht: „Sie haben 1,3 Promille Alkohol erreicht und sollten Ihr Auto stehen lassen”, wird und will Boris uns warnen, versprechen die Gastgeber. Der „Bar Ordering und Information Service“ (kurz: bois? – französisches Verb: boire, je bois = ich trinke) sei von Regensburger Studenten der Informationswissenschaften entwickelt worden. Sauber sog I, die Burschen! Boris bringe den CeBIT-Besuchern „Forschungserkenntnisse im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion näher“. Host mi?!

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Boris weiß alles über die Getränke, das Mixen und das Trinken. Problem nur: Er weiß auch, was seine Gäste schon alles konsumiert haben. Die sprechende Barkeeper-Maschine verfügt über ein „Dialog-System zur multi-modalen Interaktion“, das bequem per Sprache und Touchscreen funktioniert. So gibt Boris etwa Tipps zu Getränken und warnt vor zu hohem Alkoholkonsum. Ja, wer will denn das eigentlich?! Bayerische Bedürfnisse befriedigt das nimmer. Schlimmer noch: Die Maschine reagiert auf alles, ganz egal, ob einzelne Kommandos nacheinander gesprochen werden („Eis-ho-key?!“ – „Al-las-ka!!“). Versteht das Ding wirklich Besoffkerisch? Seine Gegenüber dürfen sich immerhin auch selber einen Drink zusammenzustellen oder beim E-Barkeeper aus seiner Datenbank fertige Rezepte abrufen. Wie wagemutig die Wissenschaftler ihr Wissen tarnen: Hintergrund des Projekts seien „neue Erkenntnisse im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion und daraus entstehende Lösungen für das zukunftsweisende E-Home“. Geh weida, was a Gaudi!

476473_web_R_B_by_Uli Carthäuser_pixelio.de

Die Universität Regensburg ist nicht nur Entwickler dieses künstlichen Intelligenzbolzens, sondern zeichnet auch verantwortlich für eine ebenfalls präsentierte neue Generation von Fußgängernavigations-systemen, was zum Heimweg der torkelnden Thekenturner passt. Der Gemeinschaftsstand verstehe sich als „Schaufenster aktuellen bayerischen IT-Knowhows“ (ein Zitatfetzen, den später niemand mehr aussprechen kann): Dort stößt man mit künstlicher Intelligenz an und salbadert selig über innere Sicherheit, E-Recruiting, Formularmanagement- und Datenschutz-System,  Sprachtechnologie oder Geodaten. Wenn man’ noch kann! Grausam indes grüßt der nächste Morgen, wie Thomas Gsella einst einsichtig dichtete: „Vergiftet brummt der Schädel.“ (…) – Bist a Bub oder a Mädel? – (…) „Das Auge rändert sich geschwind. Grau leidend liegt der Vater. Ein Leben ändert sich mit Kind. Zum Beispiel so ein Kater:“

624429_web_R_by_Gabi Eder_pixelio.de

PS: Mit bestem Dank für die Pixelio-Bilder von oben nach unten an Günter Havlena (2), Uli Carthäuser (!) und Gabi Eder.

PPS: „Da die Bayern ihr Bier über alles lieben, haben sie ihm eine eigene Jahreszeit kredenzt. Und die ist ausgesprochen feucht und sehr ausgelassen. Jedes Jahr, Ende März (deshalb wird das Bier auch Märzen genannt) schenken die bayrischen Brauereien in ihren Traditionsgaststätten, wie z.B. im Paulaner am Nockherberg oder im Löwenbräukeller einen besonders starken, nach strengen, geheimen Rezepten gebrauten Gerstensaft aus. Aber Vorsicht, die über 12 % Stammwürze dieses exklusiven Getränks können Ihnen im Handumdrehen die Sinne vernebeln. Aber Sie werden sehen, dass Sie sich dann in bester Gesellschaft befinden.“ (Quelle: www.bayerisch-lernen.de/Lektion12)

PPPS:  „Und, habts na scho a Maß fo dera soacha Wassaschnoizn gsuffa?“ (Übersetzung: „Und, haben Sie schon dieses Starkbier probiert?“, Quelle: ebenda)


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